Mittwoch, 25. September 2013

Ich bin normal!

Ich habe euch bereits in einem der letzten Posts geschrieben, dass ein großer Schritt vor mir steht. Ich hoffte damals, dass ich diesen Schritt bald geschafft habe.
Und nun ist es soweit! Genauer gesagt, hatte ich ihn mit der Abnahme der fünfundzwanzigsten Woche erreicht, als die Waage 71,9 kg anzeigte.

Laut BMI Rechner fängt bei meiner Größe, meinem Geschlecht und meinem Alter das Normalgewicht bei 72,3 kg an. Ergo: ich bin derzeit normalgewichtig!!!
Ich weiß, der BMI Rechner ist nicht fehlerlos und es kommt auch auf die Verteilung von Muskeln und Fett an, aber ich denke, dass man den BMI Rechner im Regelfall dazu heranziehen kann, um zu ermitteln, ob man dick ist oder halt nicht.
Deswegen ist es mir wirklich viel wert, dass ich nun laut BMI tatsächlich Normalgewicht habe.
Vielleicht ist es mir so wichtig, weil ich mich selbst sehr schlecht einschätzen kann.
An manchen Tagen finde ich mich vom Gewicht sehr okay. :)
An anderen Tagen fühle ich mich fülliger als damals mit fast 100 kg. :)
Wenn ich mich mit anderen Frauen vergleiche, bin ich mir auch nie sicher, ob die Person schlanker, dicker oder gleich ist.
Deswegen fühlt es sich gut an durch den BMI Rechner diese Bestätigung zu bekommen, der aussagt, dass ich tatsächlich nicht mehr dick bin. Und es nicht so ist, dass ich es an guten Tagen nur fälschlicherweise so annehme.

"Im Herzen" werde ich jedoch wohl immer dick bleiben. Oder es dauert einfach noch eine Weile bis es in meinem Gehirn ankommt, dass ich nicht mehr übergewichtig bin.
Ich habe letztens fern geschaut. Ich weiß gar nicht mehr genau, was das für eine Sendung war; auf jeden Fall wurden in der Show von den Teilnehmern die Größe und das Gewicht angezeigt.
Eine Dame war 170 cm groß und wog rund 82 kg. Als ich diese Daten las, dachte ich sofort: 'Oh, das ist ja ungefähr mein Kaliber.' Dann wurde mir aber klar, dass ich bereits 13 kg weniger wiege, was ja doch schon eine Hausnummer ist.
Anderes Beispiel: Wenn ich durch H&M gehe, zieht mich die 'Big is beautiful'-Abteilung (ich weiß, dass die Abteilung gar nicht mehr so heißt, aber ihr wisst welche ich meine) immer noch magisch an.
Und wenn ich mich durch einen Hosenstapel wühle, muss ich mich stets beherrschen nicht die 44 oder 46 rauszuziehen. Wenn ich dann eine 38/40 raussuche, fühlt es sich wie ein schlechter Witz an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da wirklich reinpassen werde und sehe vor meinem innerlichen Auge wie ich peu a peu eine Kleidergröße größer in die Kabine hole, um dann letztlich die 46er an die Kasse zu tragen.
Aber nein, es ist wirklich so - ich ziehe (abhängig von Geschäft zu Geschäft) eine 38er oder 40er Hose an und bekomme sie über meine Waden, meine Oberschenkel und meine Hüften gezogen und dann geht sogar der Knopf zu ohne dass ich durch den Hosenbund in zwei Teile geschnitten werde.
Zwei Minuten später, im nächsten Laden zuckt meine Hand jedoch wieder bei der 44/46...

Es gibt mittlerweile aber auch so viele Erfolgserlebnisse, dass ich es fast schade finden werde, wenn ich mein Ziel erreicht habe und sich alle an mein neues Gewicht gewöhnt haben.

Die vielen netten Kommentare und geschockten Gesichter wegen der Abnahme wären fast eine Überlegung wert irgendwann wieder zuzunehmen, einfach um wieder abnehmen zu können. ;)
(Das ist wirklich nur Spaß und keine Ankündigung/Erklärung/Entschuldigung für eine zukünftige Zunahme!)

Ein paar Beispiele:
Ich habe Anfang September nach meiner Elternzeit wieder angefangen zu arbeiten und habe zum Einstand Kuchen ausgegeben.
Ich selbst habe nichts von dem Kuchen genommen und zwei Kollegen sprachen mich darauf an, weshalb ich mir nichts nehme. Ich wollte mir keine tolle Story dazu ausdenken, also sagte ich schlicht, dass ich derzeit etwas aufpassen muss und deswegen lieber verzichte. Die Beiden sahen sich an und der Eine meinte dann zu dem Anderen: "Immer die, die es nicht nötig haben."
Diesen Spruch hätte der nette Kollege sicherlich nicht im März von sich gegeben. ;)

Ein weiteres Beispiel ist mein letzter Arztbesuch. Ich war vor etwa 3 Wochen krank (ich habe mich in der Kita meines Sohnes angesteckt...!) und saß beim Arzt. Der Arzt verschrieb mir Antibiotika und fragte mich aufgrund der Dosierung nach meinem Gewicht. Als ich ihm dieses mitteilte, gab es keine Reaktion: kein Stirnrunzeln, kein Augenrollen, kein mitleidiger Blick, keine großen Aufklärungen über die Risiken und Folgen bei Adipositas. 
Es war einfach okay. Nicht bemerkenswert. Das tat einfach gut.

Das letzte Beispiel ist gestern passiert. Ich stand im Büro einer Kollegin und hatte eine schwarze Skinnyjeans mit goldenen (Sorry Nina! ;)) Reißverschlüssen an. Die Kollegin hat ein paar Kilos zu viel. 
Sie musterte mich und sagte dann:"Du hast aber eine schöne Hose an! Na ja, für mich wäre das nix, aber bei Kleidergröße 36 kann man das ja tragen." (Danke nochmal an das Kompliment mit der 36. ;))
Unabhängig davon, dass ich natürlich noch keine 36 trage, empfand ich das trotzdem als ein sehr schönes Kompliment.

Solche Erfolgserlebnisse geben natürlich Kraft und ermutigen einen weiterzumachen.
Bzw. ungeduldig zu werden. :) Jetzt will ich immer mehr! Beziehungsweise immer weniger. ;)



1 Kommentar:

  1. Ich freue mich für dich, dass du deinem Ziel schon so viel näher gekommen bist. Aufgrund dessen, was du über deine Erlebnisse schreibst, finde ich es aber doch irgendwie erschreckend, welch riesigen Unterschied es zu machen scheint, mehr oder weniger zu wiegen. Die Leute behandeln einen völlig anders. Das verstärkt die Wichtigkeit, die das eigene Gewicht für einen selbst hat, noch weiter. Ich denke, wir könnten alle viel lockerer mit unseren Gewichtsproblemen umgehen und sie gelassener angehen, wenn das Gewicht einer Person nicht eine solch grosse Bedeutung in der Gesellschaft hätte.

    Mich würde noch interessieren, ob du weiterhin Punkte zählen willst, wenn du dein Gewichtsziel erreicht hast. Oder geht einem das mit der Zeit eh so in Fleisch und Blut über, dass das automatisch geht? Vielleicht könntest du darüber beim nächsten Mal etwas schreiben.

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